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Film: Before Midnight (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Prokino & EuroVideo Medien GmbH


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Liebesfilm
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke
Besetzung: Ethan Hawke, Julie Delpy, Seamus Davey-Fitzpatrick, Jennifer Prior, Charlotte Prior, Xenia Kalogeropoulou, Walter Lassally, Ariane Labed, Yiannis Papadopoulos, Athina Rachel Tsangari, Panos Koronis
Kamera: Christos Voudouris
Musik: Graham Reynolds
Schnitt: Sandra Adair


Review
Ach ja. Die Liebe.

Wie oft wird sie uns doch als das Absolute, das Perfekte und das Schönste, nie enden wollende vorgesetzt. Immer wieder tut Hollywood es: Schöne Menschen, die durch die Hölle gegangen sind, nur um sich zu bekommen, können sich am Ende endlich in den Armen halten. Sich anschmachten. Sich nie mehr los lassen. Glücklich in den Sonnenuntergang reiten.

Und es fällt der Vorhang.
Aber was dann?
Glücklich bis ans Ende ihrer Tage?

Von dem vielen Unsinn, den (Hollywood-)Filme uns vorsetzen, ist diese kitschig-romantisierte Nummer wohl das abstruseste. Nur diese eine Person im Sinn haben, die Welt um sich herum völlig vergessen, beinahe ertrinken im vollkommenen Glück – so ist das anfangs, aber es bleibt nun mal nicht ewig ein solcher Höhenflug. Weil die Realität fies ist. Und jeder Film, der einem dies erzählen will, ist schlichtweg nicht ernst zu nehmen. Das heißt nicht, dass Menschen nicht lange (auch ihr ganzes Leben) zusammen glücklich sein können. Aber irgendwann ist Liebe mehr als nur verliebt sein und unter Hormon-Überdosis zu stehen.

Sie ist auch Arbeit, sie ist auch Kompromiss, sie ist auch Streit. Aufgabe und Aufopferung. Es läuft nicht mehr alles von selbst. Der eine fühlt sich benachteiligt, der andere eingesperrt, der eine will A, der andere B, gewählt wird C und damit kann dann keiner so recht. Manchmal möchte man dem anderen an die Gurgel gehen, manchmal ausflippen. Manchmal frisst man Kleinigkeiten in sich hinein, manchmal tritt man sie grundlos breit. Oft ist man so mit sich beschäftigt, dass der Andere grundlos die Konsequenzen dieser Egozentrik abbekommt. Doch kann das alles irgendwann wieder vergessen sein, denn man tut es nicht grundlos. Es wird belohnt. Durch Nähe, durch Verständnis. Nach Jahren kann ein Blick mehr sagen als jedes Wort.

Das Zusammenleben zweier Menschen so zu zeigen, heißt Liebe ehrlich zeigen.

Und das ist Richard Linklater, Julie Delphy und Ethan Hawke mit dem dritten Teil der BEFORE-Trilogie (die hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich nicht “nur” eine Trilogie bleibt) wirklich absolut großartig gelungen. Sowohl für sich genommen, als auch in Beziehung zu den zwei vorangegangen Teilen gesetzt. Jesse und Celine haben sich in BEFORE SUNSET wieder getroffen. Und Jesse hat anscheinend eine Entscheidung getroffen. Doch jede Entscheidung für etwas, ist leider auch immer eine Entscheidung gegen etwas. Da setzt BEFORE MIDNIGHT an.

Wandelte sich doch schon BEFORE SUNSET im Laufe der (knappen) 75 Minuten immer mehr zu nachdenklichen, schweren Themen, so liegt mit BEFORE MIDNIGHT nun – nach längerer Exposition – endgültig ein waschechtes, wenn auch immer noch größtenteils leichtfüßiges Drama vor. Sind Jesse und Celine glücklich? Leben sie ihr Leben so, wie sie es sich einst vorstellten? Die Karten kommen auf den Tisch, es wird aufgeräumt. Ohne Gefangene zu machen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Wundervolle, schöne Momente krachen auf kalte Worte, Funken werden zu Feuer, Feuer wird zum Waldbrand. Wünsche, Versäumnisse, Vorwürfe, Eingeständnisse. Eskalation, doch irgendwo scheint doch noch ein Ausweg zu sein. Dieses kleine Männchen, da irgendwo tief im Hinterkopf, das konstant flüstert, dass es sich lohnt, nicht einfach alles hinzuschmeißen. Weil es Liebe ist.

Und auch wenn Linklater sich (natürlich) die gestalterische Freiheit nimmt, Prozesse, die sich sonst über Tage, Wochen, Monate ziehen in die Ereignis-Kette eines einzigen Tages zu verdichten, ist dies doch das einzige was man BEFORE MIDNIGHT an Künstlichkeit vorwerfen kann – der Rest ist der Mensch, zu sehen in vielen seiner spannendsten Facetten, Auge in Auge mit dem fordernden Monster namens Leben. Wundervoll.


Wertung
9 von 10 wahrhaftigen Beziehungs-Problemen


Veröffentlichung
BEFORE MIDNIGHT ist bei Prokino im Vertrieb der EuroVideo Medien GmbH als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

9 Gedanken zu „Film: Before Midnight (2013)“

    1. Danke, freut mich! Ich muss die ganze Trilogie auch mal wieder einlegen, nur ist es so schade (zumindest aus Sicht eines Qualitäts-Fetischisten), dass die ersten beiden noch nicht auf BD erschienen sind.

      1. *hust*, ja… Mittellose Studentin! So ist das eben, aber ich will mich nicht beschweren, ist auch kein Drama. Und das Kino gibt es ja auch noch. Am besten ist übrigens die Kombi aus DVD, leistungsschwachem Laptop und einem LED-Beamer, der vor 5 Jahren mal ganz gut war. Da kann man gleich nebenbei schreiben

      2. Haha, das klingt exzellent Ich kaufe die meisten meiner Filme gebraucht – bei Rebuy oder auf Flohmärkten – da fällt dann auch die BluRay nicht so sehr ins Geld. Vor allem, wenn man zig Sachen aus allen Epochen sehen will und keinen Anspruch in sich hegt, nur den neuen, heißen Scheiß zu gucken.

    2. Ja, wie das so ist, kommt man von einem aufs andere. BluRay-Player? Dann vielleicht lieber ein PC? Oder eher einer neuer Laptop? Oder aber Fernseher und halbwegs guter Beamer? Ich sollte dieses Jahr fertig werden und sehe besseren Zeiten entgegen! Wahrscheinlich überfalle ich dann gleich ein Elektronikfachgeschäft Flohmärkte rocken aber generell!

  1. Hey Mena,
    Danke für den Kommentar

    Mich hat der Film ebenfalls durchweg gepackt und nicht mehr los gelassen. Welchen der Filme man nun persönlich am besten findet ist natürlich sehr subjektiv. Ich bin der Meinung man kann in jeder der Episoden sehr viel über sich selbst (bzw. den Menschen und sein handeln im Allgemeinen) wiederfinden – je nachdem in welcher Phase des Lebens man so steht und wie sehr das mit dem eigenen Erfahrungsschatz korreliert – und demnach automatisch einen Favoriten ernennen.

    Diesen fand ich auch nur Nuancen besser als die Vorgänger, u.A. auch weil Linklater mit der Frage: “Was ist aus der romantischen Liebe neun Jahre später geworden?” das denkbar beste Szenario gewählt hat, um in der Beziehung der Zwei wieder anzuknüpfen..

  2. Schön und sehr treffend beschrieben! Besonders gefallen hat ,,Schö­ne Mo­men­te kra­chen auf kalte Worte”.

    Wie immer haben Ethan Hawke und Julie Del­phy mich von der ersten bis zur letzten Szene in ihren Bann gezogen. Das Miteinbeziehen anderer Personen in die Handlung funktioniert offensichtlich ebenfalls sehr gut und tat der Gesamtspannung keinen Abbruch.
    Trotzdem mochte ich Before Sunset ein klitzekleines bisschen lieber, was aber wohl mehr über mich aussagt als über den Film.

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