Film: Django (1966)


Trailer © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 1966
Genre: Italo-Western
Regie: Sergio Corbucci
Drehbuch: Sergio Corbucci, Bruno Corbucci
Besetzung: Franco Nero, José Canalejas, José Bódalo, Loredana Nusciak, Simón Arriaga, Eduardo Fajardo
Kamera: Enzo Barboni
Musik: Luis Bacalov
Schnitt: Nino Baragli, Sergio Montanari


Review
Blutrote Schrift zur Eröffnung, blutrote Tücher an den Hälsen der Schurken, blutrotes Blut, das tropft, spritzt und fließt. Gewalt, die sich entfesselt, weil hier jeder Dreck am stecken hat und jeder der es verdient sein Ende finden wird. Der Finger am Abzug sitzt locker in DJANGO von Sergio Corbucci.

Gut und Böse gibt es nicht – “die Guten” sind alles andere als rein und edel, eher korrupte, widerliche Drecksäcke, die Bösen sowieso. Eine Welt, die sämtliche Werte verloren hat – von klassischer Western-Ehre ganz zu schweigen – denn jeder spielt für nichts, rein gar nichts, als den eigenen Vorteil. Loyalität oder Freundlichkeit existieren nicht und Menschenleben sind nicht einen Penny wert, in dieser dreckigen Welt aus Schlamm, Staub und Trostlosigkeit. Hier reiten keine Helden auf edlen Gäulen durch die Prärie, hier schleifen unbekannte Fremde Särge durch die Landschaft und alten Freunden werden die Hände zertrümmert. Auch unser “Held” ist mehr als zwielichtig und höchst ambivalent – ob er gehasst oder geliebt werden soll bleibt Auslegungssache.

Diese Dreckswelt in DJANGO ist (für mich!) eine kleine Erlösung, denn auch wenn ich diese düster-zynischen Tendenzen erstmalig bei Leone (an den ich mich auch erst recht spät heran traute) entdeckt hatte, ist Corbuccis Film in meiner bescheidenen Western-Historie der bis jetzt konsequenteste Bruch mit all dem heroisch-ehrenhaften Gehabe, welches mich zum klassischen Western meist so gar keine Bindung aufbauen lässt. Der Ur-Western, ein strahlender Mythos, wird von DJANGO durch den Staub geschliffen, wie der prall gefüllte Sarg des Protagonisten: “Friss Dreck du falsches Etwas!”

Der Bruch mit Konventionen reicht in DJANGO von der Bild-, über die Inhalts-, bis in die Ton-Ebene hinein: Selbst die immer wieder aufflammenden epischen Western-Themen in der Filmmusik, werden rasch von atonalen, isoliert betrachtet eher im Horror heimischen, Stücken abgelöst und die entstehende Kreuzung funktioniert perfekt – die Spannung steigt, wann wird wohl die nächste Armada von mindestens dreißig Mann ohne mit der Wimper zu zucken nieder gemäht? Bald, so viel ist sicher, denn wenn der unbekannte Django eines kann, ist es “keine Gefangenen machen”.

Scheinbar ist “Italo-” das Stichwort in Bezug auf Western – schmutzige Streifen, die voller Zynismus den in die Jahre gekommenen Sheriffs alter Tage den Hintern wegballern – davon will ich mehr, dann könnte das mit mir und den Western irgendwann vielleicht doch noch was werden!


Wertung
7 von 10 blutroten Lachen im Wüstenstaub


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es (Django fand Nachahmer!)
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

5 Gedanken zu „Film: Django (1966)“

  1. Ich find den klasse! Du hast doch garantiert auch Django Unchained gesehen. Dann frage ich dich, wie siehst du das: wollte Tarantino mit seinem Charakter Django einen komplett neuen Mythos kreieren oder hat er einfach den Corbucci-Django in einigen Aspekten verändert? Ich selbst weiß es nämlich nicht so ganz. Für mich ist Django = Nero, und Jamie Foxx is in meinen Augen ne Fehlbesetzung …

    1. Dann verstehen wir uns, ich finde ihn ja auch klasse

      DJANGO UNCHAINED habe ich gesehen, es fällt mir allerdings ziemlich schwer da einen Kontext zum Gesamtgenre und speziell diesem Namensvetter hier aufzubauen. Grund: Ich habe schlicht überhaupt keine Ahnung von Western, kenne nicht mal die großen Klassiker und habe DJANGO auch erst nach DJANGO UNCHAINED gesehen. Demnach ist mir wahrscheinlich sowohl Intention hinter UNCHAINED, als auch die Fülle an Zitaten, etc. größtenteils entgangen. Grob würde ich aber schon sagen, dass die Wahl des Namens Django eher ein grinsendes Nicken in Richtung Italo-Western war, der Film aber was ganz eigenes erzählen wollte. Ich mochte Foxx schon als Besetzung, weil er eine relativ abgebrühte Bad-Ass’ness versprüht hat. Mir fällt zumindest auf Anhieb kein namhafter afroamerikanischer Darsteller ein, den ich mir besser in der Rolle vorstellen könnte..

      Dein Avatar deutet es an, daher mal die Frage: Bist du Western-Fan?
      Wenn ja, vielleicht empfiehlst du mir ja mal was abseits der Dollar-Trilogie und dem hier?
      LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG und UNFORGIVEN hab ich schon auf dem Schirm, aber was muss man sonst gesehen haben?

      1. Jo, bin Western-Fan, schaue allerdings lieber den klassischen amerikanischen als den Italo. Nicht falsch verstehen, die Leone- und Corbucci-Filme sind schon toll, aber das wars im Grunde auch schon, was mich anspricht.
        Bei klassischen Western kann ich dir “Der schwarze Falke” (mein Avatar♥), “High Noon” und “Der Mann, der Liberty Valance erschoss” empfehlen. Von neueren Western (falls man den überhaupt als einen bezeichnen kann) gefällt mir eigentlich nur noch “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford”, wobei “gefallen” noch stark untertrieben ist.
        Gesehen haben muss man vermutlich noch “Red River”, welchen ich aber selbst noch nicht gesehen habe. Schau einfach mal ein paar von denen, ich denke, da dir die glorreichen Halunken nicht zugesagt haben bist du auch eher der Typ für den klassischen Westen

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