Archiv der Kategorie: Independent Film

Günstige, von Ideen getriebene Filme, die ohne großen Produzentenpfusch realisiert wurden.

Film: Jack In Love – Jack Goes Boating (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Alamode Film


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Romanze, Tragikkomödie
Regie: Philip Seymour Hoffman
Drehbuch: Robert Glaudini
Besetzung: Philip Seymour Hoffman, Amy Ryan, John Ortiz, Richard Petrocelli, Tom McCarthy, Daphne Rubin-Vega
Kamera: W. Mott Hupfel III
Musik: Grizzly Bear
Schnitt: Brian A. Kates


Review
Der Abspann ist jetzt erst zwei Minuten zu Ende und ich habe das dringende Gefühl etwas in die Welt zu schreien: Das hier – JACK GOES BOATING – ist wohl der wunderbarste romantisch-tragisch-schöne Film, den ich bis jetzt sehen durfte. Ich bin absolut hin & weg! Wie schön kann ein Liebesfilm sein, wenn er die richtigen Töne wählt und die falschen vermeidet? Wie viel kann eine kleine Geschichte über tiefe und echte Freundschaft geben, ohne überhaupt viel sagen zu müssen? Wie feinfühlig und filigran kann sich die Inszenierung der Gefühlswelt einer Figur gestalten? Genial.

Das Philip Seymour-Hoffman vor der Kamera ein wahres Genie ist, ist absolut unumstritten – ich gehe so weit ihn als den (für mich) aktuell größten amerikanischen Charakterdarsteller zu bezeichnen – und dieser Film (während dessen Sichtung ich gar nicht wusste, dass er eben auch VON Hoffman ist) zeigt mir direkt und ohne Zweifel, dass er in punkto Regie in eine ähnlich starke Richtung tendiert. Film: Jack In Love – Jack Goes Boating (2010) weiterlesen

Film: 30 Minuten oder weniger – 30 Minutes or less (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Komödie
Regie: Ruben Fleischer
Drehbuch: Michael Diliberti, Matthew Sullivan
Besetzung: Jesse Eisenberg, Aziz Ansari, Danny McBride, Nick Swardson, Dilshad Vadsaria, Michael Peña, Bianca Kajlich, Fred Ward, Brett Gelman
Kamera: Jess Hall
Musik: Ludwig Göransson
Schnitt: Alan Baumgarten


Review
Trotz allergrößter Grund-Sympathie für alle Beteiligten, bleibt mir nichts anderes übrig als ein kurzes, vernichtendes Fazit zu fällen: 30 MINUTES OR LESS ist ein einziger Griff ins Klo, ohne jedoch, wie es uns einst Ewan McGregor in einem weitaus runderen Film vormachte, aus den Tiefen der Latrine einen wertvollen Schatz zu bergen. Einfach nur ins Klo gegriffen, in miefiger Scheiße gewühlt und die Hand wieder heraus gezogen. Zum Glück war der Stuhlgang recht dünn, so lässt der Gestank sich schneller wieder abwaschen.

Wahrscheinlich kann ich nun besser verstehen, warum viele Leute PINEAPPLE EXPRESS oder SUPERBAD zum erbrechen nicht lustig finden. Wenn das Fundament eines Films durch einen Haufen strunzdummer Leute gebildet wird, die non-stop dämliche Dinge tun und sich inhaltlich in Endlosschleife um “I fucked your sister“-Dispute bewegen, dann muss es wohl einfach “klicken”, damit das Resultat beim (nicht amerikanischen, dem Pimmel-Humor eher abgeneigten) Zuschauer auch ankommen und funktionieren kann. Hier gab es jedoch weder Klicken, noch Aha-Effekt – nur lahme 90 Minuten in denen kein Gag zündet und so gut wie gar nichts passt.

Primär fehlt es dem Werk wohl an Flow und Timing, gar nicht mal an Witz. Die “Story” und das Drehbuch holpern wie über eine Buckelpiste, wissen nicht in welche Richtung sie wollen und schleppen sich somit nur dröge und ziellos vor sich hin. Das soll alles unheimlich fix und abgedreht daher kommen, die gewünschte Schrägheit und Absurdität will sich aber nie wirklich einstellen. Eigentlich beeindruckend, denn einen derart zackig inszenierten Film so zu versemmeln, dass er sich trotz 90 Minuten Spielzeit ewig lang anfühlt, ist eine Kunst für sich.

An Wortwitz, ganz tief versteckt in zeitweise gar nichts so schlechten Dialogen, mangelt es tatsächlich nicht (“Your mixtape sucks! We are trying to mastermind a heist here, we need something more industrial. Like heavy german techno or shit like that!“), diese Situationskomik geht leider zumeist in den Bergen von Idiotie die sie umgeben unter, das Drehbuch ist zu dünn um dieses gelegentlich angekratzte Level dauerhaft aufrecht zu halten. Immer wenn ein gesundes Schmunzeln (was mir völlig ausreichen würde) aufkommt, ist auch schon die nagende Fremdscham als Ablösung zur Stelle.

Die dämlichen Figuren (speziell Danny McBride’s Figur Dwayne) funktionieren in ihrer undynamischen Idiotie auch nur für maximal 30 Minuten (or less, haha), spätestens dann ist die Tagträumerei vom großen Mac-Sein genügend breitgetreten, um nicht zu sagen totgetrampelt. Auch Aziz Ansari’s dauerplappernder Chet beginnt sich bereits nach wenigen Minuten abzunutzen. Schade eigentlich, denn mehr Lines im Stil von “Guess what Officer, you just brought a gun to a bombfight” anstatt “King Dwayne kriegt das Zepter poliert” hätten den Film zumindest erträglich werden lassen. Bleibt eigentlich nur die Frage, wie Ruben Fleischer es nach seinem grandiosen Vorgänger ZOMBIELAND im Nachfolgewerk inszenatorisch so dermaßen verkacken kann? Die Wege des Hollywoods sind unergründlich…


Wertung
3 von 10 verkackten Überfällen


Veröffentlichung
30 MINUTEN ODER WENIGER ist bei Sony Pictures Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich: Entfallene Szenen, Outtakes, Explosives Vergnügen mit den Darstellern und der Filmcrew von 30 MINUTEN ODER WENIGER.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

Film: Dead Man Down (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Wild Bunch Germany & Universum Film


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Noe-Noir, Thriller, Drama
Regie: Niels Arden Oplev
Drehbuch: J.H. Wyman
Besetzung: Colin Farrell, Noomi Rapace, Dominic Cooper, Terrence Howard, Isabelle Huppert
Kamera: Paul Cameron
Musik: Jacob Groth
Schnitt: Timothy A. Good, Frédéric Thoraval


Review
Colin Farrell ist oft als unfähig beschrien worden, genießt jedoch seit IN BRUGES und TRIAGE meinen höchsten Respekt als Schauspieler, gleiches gilt für die gute Noomi Rapace und Regisseur Niels Arden Oplev, die sich durch die schwedische MILLENIUM-Trilogie, vor allem VERBLENDUNG, meine Gunst erspielten. Diese drei also, in einem düsteren Neo-Noir vereint – was sollte da noch schief gehen? Knapp zwei Stunden später liegt die Antwort auf der Hand: ein katastrophales Drehbuch kann das Potential einer derartigen Konstellation ganz maßgeblich aushebeln. Film: Dead Man Down (2013) weiterlesen

Film: Perfect Sense (2011)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Wild Bunch Germany


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Liebesfilm, Drama, Endzeit
Regie: David Mackenzie
Drehbuch: Kim Fupz Aakeson
Besetzung: Ewan McGregor, Eva Green, Lauren TempanyConnie NielsenEwen Bremner
Kamera: Giles Nuttgens
Musik: Max Richter
Schnitt: Jake Roberts


Review
Inhaltlich, optisch, musikalisch, konzeptionell, emotional – einfach rundum schön!

Ich freue mich immer wieder, dass es Filmemacher gibt, die die Liebe und alles damit einher gehende ganz anders, als durch die 3-4 gängigen und leider völlig realitätsfernen 08/15-Formeln beschreiben, sie als etwas wertvolles darstellen, gern auch mal ein wenig kitschen, aber dennoch das wesentliche und echte herausarbeiten. Keine Traumprinzen, keine riesigen Konstrukte aus illusorischem Wunschdenken, sondern die Erkenntnis, dass ein Mensch dem anderen Kraft, Halt und Wärme spenden kann. Dass derartige Gefühle echt sind und kein Kindermärchen ohne Lebensbezug – glücklich bis ans Lebensende, bunte Bäche und zuckersüßer Honig? So etwas gibt es nicht, zumindest nicht außerhalb von Hollywood.
Film: Perfect Sense (2011) weiterlesen

Film: The Raid – Serbuan Maut (2012)


Trailer © by Koch Media GmbH


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Martial Arts, Action
Regie: Gareth Evans
Drehbuch: Gareth Evans
Besetzung: Iko Uwais, Ananda George, Ray SahetapyJoe TaslimDonny AlamsyahYayan RuhianVerdi Solaiman
Kamera: Matt FlanneryDimas Imam Subhono
Musik:  Aria PrayogiMike ShinodaJoseph TrapaneseFajar Yuskemal
Schnitt: Gareth Evans


Review
So sieht das aus wenn knallhartes, kompromissloses und inhaltsleeres 80er Action-Kino in die Gegenwart transferiert wird. Hauptdarsteller Iko Uwais hat zwar Martial-Arts mäßig richtig was auf dem Kasten, jedoch nicht ganz die Gelassenheit und Coolness der großen 80er Macho-Helden. Macht aber nichts, Skill und Charisma gleichen sich hier mehr als aus und ihm bei der Erstürmung dieses Hochhauses zuzusehen, macht uneingeschränkt Spaß. Die Fronten sind klar verteilt: Gut gegen Böse. Auch wenn dieses Konstrukt im Laufe des Schlachtfestes immer mehr ins Wanken gerät, bleibt doch kein Zweifel daran wer hier die Klatsche verdient. Film: The Raid – Serbuan Maut (2012) weiterlesen