Serie: The Wire – Season #2 (2003)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2003
Genre: Thriller, Drama
Showrunner: David Simon
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Dominic West, Lance Reddick, Sonja Sohn, John Doman, Deirdre Lovejoy, Wendell Pierce, Seth Gilliam, Domenick Lombardozzi, Clarke Peters, Andre Royo, Michael Kenneth Williams, Frankie Faison, Idris Elba, Wood Harris, Amy Ryan, Method Man, Chris Bauer
Musik: –


Review
Nachdem ich die erste Staffel von THE WIRE ohne Abstriche einfach großartig fand – weil (wie damals im Review beschrieben) sie es wirklich schaffte die Illusion von Authentizität zu erzeugen und die mühsame, triste, absolut unspannende Komponente der Polizeiarbeit an die Oberfläche holte, uns Zuschauer gar als zusätzlichen Protagonisten stundenlang gemeinsam mit den Figuren auf Überwachungs-Posten verharren lies – habe ich mich leider durch die zweite Staffel ganz arg durch quälen müssen.

Ich glaube aber nicht, dass mir wie manch anderem der Wechsel des Settings vor den Kopf stieß – in S2 wird nämlich nicht mehr Avon Barksdales Drogenbande als Primärziel beschattet, sondern das altbekannte Team schliddert, in leicht abgeänderter Besetzung, eher zufällig in Ermittlungen, die die Einfuhrwege von Drogen (und einige andere unlautere Machenschaften der Betroffenen) genauer unter die Lupe nehmen. Jimmy McNulty ist anfangs sogar noch an ganz anderer Stelle unterwegs, nämlich als Teil der Wasserpolizei vor Baltimores Küstenlinie, triggert auf hoher See die Initialzündung und schnell wird klar, dass Wasser in der vorliegenden Staffel ein roter Faden sein wird – wir sind und bleiben nämlich im Hafen.

Ich kann gar nicht so recht fest machen, wieso die Serie mich nicht wieder gepackt hat, allerdings vermute ich zwei Gründe: Zum einen hatte ich das Gefühl sie plätschert ziel- und spannungslos vor sich hin. Das seltsame daran ist jedoch, das dies kein wirklicher Unterschied zur Vorgängerstaffel ist. Als den interessanten Ansatz von THE WIRE empfand ich in letzterer ja gerade, dass es keine typische, “klassische” Dramaturgie gibt, keine wirklichen Hauptfiguren, keinen durch-designten Plot, wie ihn eher ein Drehbuchautor als das Leben schreibt. Dinge passierten, mal mehr, mal weniger scharfsinnige Cops und Gangster zogen daraus ihre Schlüsse, reagierten, formierten sich neu und alles ging von vorne los. Daran hat sich nicht viel geändert, also müssen die Defizite konkretere Gründe haben.

Es scheint plausibel, dass mir in S2 ein wenig die Ambivalenz der zwei Lager fehlt. Gut und böse sind hier klarer definiert, man fragt sich nicht immer wieder, wer hier eigentlich das Gesetz ist, oder zumindest moralisch höchst fragwürdig handelt. Auch wird die Schmuggler-Arbeit der Hafenarbeiter weit weniger kleinteilig aufgedröselt, als die Darstellung der Funktionsweise des Barksdale’schen Drogenrings. Hier funktioniert alles viel selbstverständlicher, im Hintergrund agieren die ganz bösen Mafia Dons (“The Greek”) dann wird wieder ein Bisschen abgehört, es gibt Probleme, Unachtsamkeiten, Rückschläge und vielleicht sitzen ja am Ende sogar die Richtigen hinter Gittern? Schwer zu sagen, denn es entsteht zu Subotkas Hafentruppe kaum eine Bindung. All die Nebenplots und klein- bis größeren Problemchen mit denen sich sein Neffe, die Malocher von den Docks und im Hintergrund auch weiter Barksdale & Stringer herumschlagen, packen einfach nicht so richtig.

Zehn von Dreizehn Episoden habe ich mich gefragt, wann endlich wieder so eine gewisse Linie in die Serie kommt, gegen Ende ging es dann emotional wieder aufwärts – nicht genug jedoch, um den Karren aus dem Morast des Hafenbeckens zu ziehen. Eine ganze Staffel zur Neustrukturierung nach dem großen Knall am Ende der S1? Das ist zu lang, und es ist schade, denn bei allem Wohlwollen, bei aller Besinnung auf die stärksten Momente der Folgen, bei aller Erinnerung an den Vorgänger – ich kann einfach nicht sagen dass mir die zweite WIRE Staffel Freude oder Genuss beschert hat. Aber man sagt ja, die zweite sei die Schwächste, ich lasse das jetzt mal Ruhen und wage mich irgendwann an die dritte heran.


Wertung
4 von 10 am System vorbei gemauschelten Containern


Serie auf:
IMDB
MOVIEPILOT
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

6 Gedanken zu „Serie: The Wire – Season #2 (2003)“

  1. Ich empfand die zweite Staffel auch als schwächer, wenngleich ich meinen Spaß im Hafen hatte. Schon allein Ziggy ist das Schauen wert. Dass die Drogenthematik an den Rand gedrängt wird (sie ist ja nicht vollkommen weg), fand ich zu dem Zeitpunkt auch komisch und inkonsistent. Dahin kommt die Serie aber wieder zurück und das besser als in der ersten Staffel.
    Ich glaube, dass man auch die zweite Staffel erst richtig würdigen kann, wenn man durch die gesamte Serie durch ist. Sie dient für die Stammcharaktere (vor allem auf der Polizeiseitet) als Charakterentwicklung und legt Grundsteine, auf die später zurückgegriffen wird. Ich bin sicher, dass die 3. Staffel dich wieder versöhnt.

    1. Das habe ich tatsächlich auch schon vermutet: Viel Aufbauarbeit für die Figuren, die sich erst später wirklich erschliest. Naja, mache irgendwann auf jeden Fall weiter!

  2. Oha, das ist eine ganz schön harsche Wertung. Umso interessanter für mich, da ich gerade die erste Staffel schaue, die ich bisher absolut großartig finde! Werde berichten…

    1. Ja leider. Die erste fand ich ebenso super und habe bei viel Lob dann 8/10 gegeben. Doch bei der hier hatte ich nie das Gefühl, ich müsse jetzt bald mal die nächste Folge gucken..

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