Film: Godzilla (2014)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Action, Monsterfilm
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Max Borenstein
Besetzung: Aaron Taylor-Johnson, Elizabeth Olsen, Bryan Cranston, Juliette Binoche, Ken Watanabe, Sally Hawkins, David Strathairn
Kamera: Seamus McGarvey
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Bob Ducsay


Review
Das ist sie nun also, die nächste Adaption der Riesen-Echse für die große Leinwand.

Juliette Binoche in geradezu frech-zu-kurzer Screentime verheizt, dann Heisenberg als verrückter Verschwörungstheoretiker. Nach einer ganzen Weile mit Sohn- und Papa-Familiendrama ohne allzu tiefe Ausformulierung, knallt es dann das erste Mal gehörig. Ein Alien-Predator-Starshiptroopers-Hybrid in Übergröße flattert über den Globus und ist trotz hochmoderner Technik schnell außer Sicht – what the hell are satellites for? Ein globaler Roadtrip folgt: Recht blasse Figuren, die weit mehr Mittel zum Zweck, als echte Charaktere sind, stolpern von einem Zufall in den nächsten, landen schnell auf Hawaii und fast genau so schnell wieder in den USA, Ken Watanabe guckt in die Kamera, guckt nochmal, guckt nochmal und guckt auch noch ein weiteres Mal – die Kulisse variiert, der Blick nicht. Bryan Cranston gibt es übrigens schon längst nicht mehr zu sehen. Als dann Opa Godzilla auf den Plan tritt und eifrig San Francisco platt trampelt, ist irgendwie schon ein wenig die Luft raus. Viel Luft drin war hingegen in den Köpfen der Militärs, die sich überlegen sollten, wie man die Echsen zurück in ihre Terrarien bombt – denn ihr Plan dazu ist gelinde gesagt ziemlich „random-plot-device to place an explosion“-mäßig. Dass die Soldaten im Laufe des Finales dann auch mal eine Atombombe mit ein paar Megatonnen Sprengkraft in Sekunden aus einem 80 Meter tiefen Krater heraustragen (per Hand versteht sich) ist in Anbetracht des vielen anderen Unsinns schon nicht mehr der Rede wert.

Klingt alles ziemlich kacke?

Objektiv ist es das vielleicht, denn GODZILLA bedient wirklich am laufenden Band alle nur erdenklichen Blockbuster-Klischees. Aber (und das ist das überraschende daran) Gareth Edwards schafft irgendwie das Kunststück, diesen ganze Quatsch sogar bewusst erkennbar zu halten, aber trotzdem nicht als zu störend in die Wirkung einfließen zu lassen. Im Gegenteil – besonders die atmosphärische erste Filmhälfte entfaltet geradezu eine Sogwirkung, die gebannt Zuschauen und Mitfiebern lässt.

Wahrscheinlich, liegt es an dem relativ entspannten Aufbau. Edwards hat bereits in seinem Vorgänger-Film MONSTERS gezeigt, dass es ihm liegt, in klassischen Genre-Szenarien andere, ungewohnte Schwerpunkte zu setzen. MONSTERS blieb über weite Strecken ein Kreatur-Invasions-Film ohne die Kreaturen (was sich als die größte Stärke des Films erwies). So auch hier – seine Variante von GODZILLA ist über weite Strecken ein Film ohne den Urzeitriesen und auch das entpuppt sich als eine ungeahnte Qualität. Vor allem, da Edwards die enorm lang ausgedehnte Ruhe vor dem Sturm für die Umsetzung zahlreicher gelungener Ideen (besonders um Godzilla verschwörungstheoretisch mit der Weltgeschichte zu verknüpfen) und Szenarien nutzt. In einem Steinbruch werden urzeitliche Knochen und Embryos entdeckt, Bryan Cranston und Aaron Taylor-Johnson erkunden als Vater und Sohn einen seit 15 Jahren verlassenen Ort, den sich die Natur bereits zurück geholt hat und in einer furiosen Sequenz schlüpft das erste Urzeitmonster – alles Momente, die ganz großartig eingefangen sind und dazu beitragen eine dauerhaft spannende, mal undurchsichtige, mal unheilvolle Atmosphäre aufrecht zu erhalten.

Skriptseitig, das muss man ehrlich sagen, hat Autor Max Borenstein in Bezug auf seine Figuren nicht den großen Wurf gelandet (allerdings auch kein völliges Fiasko abgeliefert) – ehrliche Emotion empfindet man eigentlich nur bei Cranston’s Charakter Ford, Sally Hawkins ist nur Beiwerk, Watanabe guckt (wie gesagt) hauptberuflich beunruhigt, Hauptfigur Joe hat außer dem Willen zu seiner Familie zurück zu kommen keine weitere Eigenschaft und seine Frau weint viel und lang, das aber authentisch. Doch große Tiefe musste Borenstein auch gar nicht in sein Skript einpflanzen. Der Film ist immer noch ein Monster-Film und in diesem steckt, inszenatorisch betrachtet, genug Bewegung und Abwechslung, um die Skriptschwächen in den Hintergrund rutschen lassen und den Film zu einer audiovisuellen Reise werden zu lassen, der man gerne über den halben Globus folgt. Das Familiendrama ist zwar angedeutet, aber so zaghaft dass die Oberflächlichkeit kaum ins Gewicht fällt.

Popcorn-Kino ohne größere Ambitionen, aber mit gutem Timing, Tempo und Gespür für einen inszenatorischen Takt. Anders als beispielsweise PACIFIC RIM im letzten Jahr, macht Edwards in GODZILLA kein Fass auf, in dem vielversprechende Themen schlummern, die nach einem knappen Blick darauf bereits vergessen oder oberflächlich gegen die Wand gefahren werden. Hier gibt es, ganz simpel, nach langem Aufbau mehr oder weniger geglückte, solide Monster-Action und dann ist gut. Zwar bedient die auch nur wieder die mittlerweile gängigen Zerstörungsorgie-Muster aus einschlägigen Big-Budget Blockbustern, wird aber wenigstens zeitweise von fast mystischen Momenten aus einem vernebelten, vom Flammenschein erleuchteten San Francisco in Trümmern aufgebrochen. Wie wenig die Figuren zu melden haben und wie verzweifelt-dämlich das Militär agiert, sind zudem beides Charakteristika einer alles überschattenden Hilflosigkeit – versteht man GODZILLA eher als Katastrophen-, denn als Monsterfilm, bekommt das ziellose Wuseln der kreischenden Menschen einen authentischen Ameisen-Charakter. Was interessiert es MUTOs oder Godzilla, was diese kleinen Punkte am Boden ihnen in den Weg schmeißen?

GODZILLA ist nicht der Riesen-Wurf, bietet aber durchaus kurzweilige Monster- und Brachial-Unterhaltung, einen gelungenen Oldskool-Score und überwältigende Bilder der Marke XXL (die in Form der wohl besten Computeranimation der jüngeren Zeit dargereicht werden). Hat Spaß gemacht, passt also. Nur warum die vielen verrisse? Scheitert hier etwa wieder ein Blockbuster an den Erwartungen der Allgemeinheit?


Wertung
6 von 10 niedergetrampelten Casinos


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

5 Gedanken zu „Film: Godzilla (2014)“

  1. Kann ich absolut so unterschreiben.

    Der einzige nennenswerte schauspielerische Höhepunkt ist Cranston wie er die Verantwortlichen einer Vertuschung geradezu anfleht ihm endlich reinen Wein einzuschenken wie und warum seine Frau sterben musste. Das man jedoch nicht ihm sondern einem völlig beliebigen Aaron Johnson folgen muss als Hauptcharakter ist eigentlich gleichermaßen dumm im Skript als auch eine Frechheit!

    Das einzige was mir an deiner Rezension fehlt ist die unfassbare Animationsqualität von Godzilla. Das ist die neue Referenz meiner Meinung nach. Was da abgeliefert wurde… WOW!

    Nur genau das ist der Kasus Knacktus. Ich will mehr Echse verflucht! Das war zu wenig gerade weil es wirklich grandiose Schauwerte hatte.

    Meine Hoffnung ist das die Studiobosse nach dem grandiosen Boxoffice nun dem zweifellos talentierten Regisseur (der übrigens sehr verantwortungsvoll mit der Vorlage umging) mehr Freiräume lassen um im Sequel seine Stärken besser ausspielen zu können. Und bitte lasst diesmal dann Farabont das komplette Skript schreiben. Die paar Stärken in der Story kamen nämlich ausschließlich von seiner Nachbearbeitung selbiger.

    PS:
    Sollte Ken Watanabe jemals wieder mit einem fragend verblüfften Gesichtsausdruck in eine Kamera glotzen muss ich kotzen! #gefühlte8000mal

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