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Film geschaut: Morgan (2016)


Morgan (IMDb) – Science-Fiction/Thriller, USA, 2016 – Regie: Luke Scott, Skript: Seth W. Owen, Kamera: Mark Patten, Musik: Max Richter, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): 20th Century Fox


Review
Ich habe, da kann ich nichts machen, immer einen kräftigen Grundstock an Sympathie für (an Hollywood gemessen) kleine Genre-Filmchen, die sich auf potentiell ertragreichen Gebieten der Sci-Fi austoben. Erst recht, wenn auch noch starke Darsteller mit einem gewissen Namen mitmachen und somit die oft hinkende Komponente der dürftigen Darstellungen in B- und kleinen Filmen als potentieller Störfaktor wegfällt.

So geschehen in MORGAN (oder wie man in Deutschland titelte: DAS MORGAN PROJEKT) – bis auf Kate Mara macht sich der Rest der bekannteren Gilde (meint: Paul Giamatti & Jennifer Jason Leigh) zwar eher in Nebenrollen rar, was man von ihnen zu sehen bekommt ist jedoch einsame Spitze. Während Leigh als verwirrtes Opfer der Eröffnungsszene das Bett hüten (und dabei kryptische Monologe halten) muss, rasiert besonders Giamatti in seiner Schlüsselszene – einem Interview mit der titelgebenden Morgan zur Einschätzung ihrer Zurechnungsfähigkeit – mit diabolischer Intensität. Was für ein Darsteller. Und auch sonst liefert die Besetzung ab – so sehr Kate Mara in ihrer kühlen Business Suit auch fehl am Platz wirkt, gleicht dies die fantastische Anya Taylor-Joy als besagter genetisch modifizierter Retorten-Mensch Morgan locker wieder aus. Eine starke Präsenz kracht auf die nächste, schauspielerisch läuft in MORGAN also alles gut.  Film geschaut: Morgan (2016) weiterlesen

Ein Paar Worte zu: Billy Lynn’s Long Halftime Walk (2016)


Billy Lynn’s Long Halftime Walk (IMDb) – Kriegsfilm/Drama, USA/China, 2016 – Regie: Ang Lee, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Sony Pictures Home Entertainment


Review
Ein Kriegsfilm, der sich komplett auf das Innerste (s)einer Figur(en) stürzt und im gleichen Zug noch absurde Propaganda-Mechanismen kriegsgeiler Nationen (hier USA) demontiert, müsste eigentlich genau mein Ding sein. Keine Gefahr der Verlockung von heroisierendem Schlachten-Bullshit auf den Leim zu gehen, Kritik an dem, was hart kritisiert werden muss und hinten raus die richtige Aussage – klingt gut.

So viel zur Theorie.

Denn auch wenn ich glaube, dass Ang Lee mit Billy Lynn’s über zwei Wochen ausgedehntem PR-Wirksamen Halbzeit-Spaziergang – was hier wohl nicht bloß die durch-inszenierte Halbzeit des Footballspiels, sondern seines persönlichen Erlebens des Krieges meint – zumindest zeitweise in besagte Richtung wollte, kommt emotional nicht wirklich viel bei mir an. Sein Trauma wird gestreift, die emotionale Zerstörtheit der verbliebenen Familie zuhause wird gestreift und auch die Zustände in einem Land, welches junge Männer nach wie vor über perfide Wege in den Krieg lotst, werden gestreift. Eine partielle Dekonstruktion des aufgebauschten Helden-Pathos gelingt dabei auch, BILLY LYNN schafft ein Gefühl dafür, wie verdreht und falsch es ist, dass ein Mensch für den “schlimmsten Tag seines Lebens“ auf Händen getragen und gefeiert wird, indem der Film immer wieder zwischen Absurdität und Beklemmung schwankende Szenen generiert, in denen sich Billy sichtlich unwohl fühlt. Ein Paar Worte zu: Billy Lynn’s Long Halftime Walk (2016) weiterlesen

Ein Paar Worte zu: Rupture (2016)


Rupture (IMDb) – Psychothriller/Horror, USA, 2016 – RegieSteven ShainbergCopyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Splendid


Review
Auf dem Papier ein vielversprechender Horror/Psychothriller-Hybrid, real eine ziemlich lahme “Frau wird entführt, unter Andeutung eines mysteriösen größeren Kontext gefoltert, man fragt sich ewig warum, und am Ende saugen sich die Filmemacher eine selten hanebüchene Erklärung aus den Fingern”-Nummer, die auch die wundervolle Noomi Rapace nicht retten kann. Zwar legt sie sich, zunächst als entfremdete Mutter, dann als Entführungsopfer, welches sich (ganz untypisch) eben nicht willenlos dem fremdbestimmten Schicksal hingibt, mächtig ins Zeug, viel mehr als das Abgrasen dramaturgischer Standardsituationen kann dabei jedoch im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten des Films nicht herauskommen.

Denn alles – Kulissen, das Spiel der meisten weiteren Darsteller (Rapace und der ca. 5 Minuten aufspielende Peter Stormare sind die einzigen großen Namen) und Atmosphäre – pendelt irgendwo zwischen gerade noch okay’ish und langsam plump. Obwohl einige niederschmetternde Torture-Momente  es in Spitzen ziemlich in sich haben, fehlt in der Gesamtwirkung vor allem echte, fühlbare Creepiness – eine Eigenschaft, die ein solcher Stoff inhärent in sich tragen müsste. Da hilft auch kein Angleichen an aktuelle visuelle Standards – viel Neonlicht in den ranzigen B-Movie-Kulissen des Folterknasts.  Dass bei dieser Art von Film der “Twist” hinten raus dann in der Regel kompletter Schwachsinn ist, bzw. den eigenen Irrsinn nur selten durch eine spannende Lesart untermauert (wie z.B. in MARTYRS) habe ich mittlerweile längst als gegeben akzeptiert – meist ist ja auch der Weg das Ziel –  im Falle von RUPTURE legt man noch eine deutliche Schippe konfusen Quark oben drauf, ohne allerdings den verkauften Blödsinn verständlich zu verpacken. Obwohl es mehrfach verbal erklärt wird, konnte ich nicht bis ins Letzte verstehen, was genau die Triebkraft für die diabolischen Konfrontation mit Urängsten und daraus resultierenden abnormen Gesichtsverformungen sein sollte? Wer Angst überwindet wird zur höheren Lebensform der Pizza-Gesichter erhoben? Dunno, egal, das war nix.


Wertung
4 von 10 Geheimbünden zur Evolutionsförderung


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Film geschaut: Pet (2016)


Pet (http://www.imdb.com/title/tt1183374/) – Horror, Psychothriller, USA, 2016 – Regie: Carles Torrens, Skript: Jeremy Slater, Kamera: Timothy A. Burton, Musik: Zacarías M. de la Riva, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Pandastorm Pictures


Review
Schüchterne Loner, gebeutelt vom freudlosen Leben und in eine Obsession getrieben, welche sie zunehmend in einen Strudel des Irrsinns stürzen lässt – ursprünglich in der Tradition des Kinos sicher noch weit früher entstanden, spätestens jedoch in Scorsese’s TAXI DRIVER als meisterhafte Blaupause inszeniert, ist dieses Grundmotiv kein neues, im Gegenteil, bedient die gängige These, dass Einsamkeit und Wahn dicht beieinander liegen können. Dank handwerklicher Kompetenz, fähigen bis starken Darstellern und einer Hand voll cleverer Ideen, wandert mit dem kleinen, unscheinbaren Film PET nach einigen Screenings auf Fantasy-Film-Fest-Nights jedoch ein wenig mehr, als der naheliegende Reißer in den heimischen BluRay-Player.

Während wir zunächst Zeuge sind, wie der (von Dominic Monaghan sehr ambivalent, in Spitzen unheimlich creepy dargestellte) Seth seinem täglichen Trott nachgeht, wird schnell bewusst, dass er mit Menschen weit weniger gut auskommt, als mit den Hunden des Tierheims in dem er arbeitet. Unsicherheit, tiefe Unzufriedenheit und ein Mangel an sozialer Kompetenz zeichnen ihn aus (Los Angeles als weiträumiges, leeres Setting spiegelt seine Einsamkeit perfekt), in Summe verleiht all dies seinem Auftreten stetig eine latent unangenehme Note. Als er bald schon im Bus seinen Mut zusammen nimmt und Holly, eine junge Frau, die er bereits in Zeiten der Highschool anhimmelte anspricht, jedoch gnadenlos abblitzt, beginnen die Dinge ihren morbiden Lauf zu nehmen.  Film geschaut: Pet (2016) weiterlesen

Serie geschaut: Sense8 – Season #2 (2017)


Sense8 (IMDb) – Season #2, Science-Fiction, Drama, Ganze Welt, 2017 – Creator: Lana WachowskiLilly Wachowski , KameraJohn Toll, MusikJohnny KlimekTom Tykwer, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Netflix


Review
In Anbetracht der inhaltlichen und inszenatorischen Großartigkeit der ersten Staffel von SENSE8 (wir erinnern uns, ich war „leicht“ begeistert) hatte ich trotz unglaublicher Vorfreude und einem gelungenen Weihnachts-Special im Dezember etwas Angst die lang ersehnte zweite Season der Wachowski-Serie anzugehen. Season #1 ist so unbeschreiblich gut, konnte es also überhaupt gelingen dieses Niveau zu halten, geschweige denn sogar noch zu toppen? Ich war kribbelig. Ich fieberte. Ich hoffte. In der Eröffnungs-Episode WHO AM I? dauerte es genau 11 Minuten bis zur ersten absolut herausragenden Montage, die unter Erzeugung von Gänsehaut bis ins Letzte den SENSE8-Vibe atmet. Zweifel weg. Und sie sollte nicht die Letzte bleiben.

Die zweite Staffel (ich zähle das Weihnachtsfest-Special dazu) setzt stilistisch und emotional nahtlos da an, wo die vorherige ihren Schlussstrich zog – trotz Toby Onmuwere als neuem Darsteller des lebensfrohen Busfahrers Van Damme, trotz des Rückzugs von Lilly Wachowski aus der Produktion und trotz der Bringschuld, nach der Staffel-umspannenden Origin-Story des Clusters als Gemeinschaft, nun langsam tiefer in den Verschwörungs-Plot um Whispers und dessen geheime Organisation einzutauchen.  Serie geschaut: Sense8 – Season #2 (2017) weiterlesen