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Film: The Whispering Star – Hiso hiso boshi (2015)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Endzeit, Science-Fiction, Gedankenexperiment
Regie: Sion Sono
Drehbuch: Sion Sono
Besetzung: Megumi KagurazakaKenji Endo, Yûto IkedaKôko Mori
Kamera: Hideo Yamamoto
Musik: –
Schnitt: Jun’ichi Itô


Review
Was bleibt, wenn alles zu Grunde geht? Wenn Zeit relativ wird, Sekunden endlos, Zivilisation zu vergessenen Ruinen verfällt? Wenn Einsamkeit die Norm ist und Emotionen verkümmern, weil es niemanden mehr gibt, der sie auslöst?

Einleitende Fragen, die man nicht auf Anhieb mit einem Filmemacher wie Shion Sono verbindet, doch nach all dem lauten, schrillen und unangenehmen Irr- und Wahnsinn, den der eigensinnige Mann in den letzten Jahren auf die Leinwand brachte, ist ihm mit THE WHISPERING STAR ein (erneut sehr guter, aber vor allem) überraschender Film gelungen. In allen Belangen.

Keine Blutfontänen, keine Gangsta-Rap-Battles, keine Schlüpfer-Fotografie, stattdessen endlose Stille, Intimität und eine Nachdenklichkeit, die ihre Fühler tief in meditative Gefilde ausstreckt. THE WHISPERING STAR ist, ganz im Gegensatz zu den großen Gesten seiner bekannteren Filme, ein Werk der kleinen Momente geworden. Der Nuancen und Denkanstöße. Denn während wir den Cyborg Yoko Suzuki No. 680 in ihrem kleinen, altmodischen Raumschiff bei jahrelangen Flügen durch ein fast menschenleeres All begleiten, sind es vor allem Kleinigkeiten, simple Banalitäten, auf die Sono unseren Blick lenkt.  Film: The Whispering Star – Hiso hiso boshi (2015) weiterlesen

Video: Hyper-Reality – Ein Blick in die (mögliche) VR-Zukunft (2016)

Titelbild © by Keiichi Matsuda & Hyper-Reality

HYPER-REALITY from Keiichi Matsuda on Vimeo.


Dieses Video habe ich vor einigen Tagen im Netz entdeckt (via Nerddrugs) und bin dadurch in einen sehr nachdenklichen Modus verfallen. Einst als Kickstarter Projekt gestartet, plante Kiichi schon vor einigen Jahren seine Hyper-Realität – einen hypothetischen Blick, in eine mögliche Zukunft. Konkret ist das eine, in der wir nur noch mit VR-Brillen herumlaufen, die Gamifizierung (und App-isierung) bis zu einer vollkommenen Dominanz unseres Alltags fortgeschritten ist und das ganze Leben zu einem buntes Durcheinander aus Credits sammeln, Bewertungen und Illusionen geworden ist.

Nun kann man das natürlich schnell als simple Spielerei abtun und in die Abwehrhaltung gehen: “Ja, virtuelle Realitäten entstehen gerade, aber so schlimm wird es doch sicher niemals werden – or VR wurde ja schon immer gewarnt und nix davon ist eingetreten!”

Aber ist das so? Genau an dieser Frage grübele ich jetzt eine Weile herum, weil HYPER-REALITY sie klug stellt – wie viel Wahrheit steckt hier eigentlich drin? Wann sollte man anfangen zu überlegen die Handbremse zu ziehen? Wie sehr hat der Grafik-Artist einfach nur die Realität weitergedacht, aktuelle Strömungen beobachtet und nur die nötigsten Schlüsse daraus ziehen müssen?   Video: Hyper-Reality – Ein Blick in die (mögliche) VR-Zukunft (2016) weiterlesen

Film: Nothing (2003)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by EuroVideo Medien GmbH


Fakten
Jahr: 2003
Genre: Mindgame, Groteske, Gedankenexperiment, Science-Fiction
Regie: Vincenzo Natali
Drehbuch: Vincenzo Natali, Andrew Miller
Besetzung: David Hewlett, Andrew Miller, Gordon Pinsent, Marie-Josée Croze, Andrew Lowery, Martin Roach, Angelo Tsarouchas, Maurice Dean Wint, Elana Shilling, Soo Garay
Kamera: Derek Rogers
Musik: Michael Andrews
Schnitt: Michele Conroy


Review
NOTHING, so irre der Film auch anmuten mag, lässt sich präzise mit einem Wort beschreiben: Schade. Oder mit zweien: Verschenktes Potential.

Regisseur und Autor Vincenzo Natali fährt – wie auch bereits in seinen eigensinnigen Vorgängerfilmen CUBE und CYPHER – ein völlig abgedrehte, bis dato (Filmkenner korrigiert mich) in der Form noch nicht umgesetzte Prämisse auf, aber setzt sie im Gegensatz zu genannten großartigen Werken leider milde bis brutal in den Sand.

Zwei (mehr oder weniger liebenswerte) Verlierer allererster Güte schlagen sich irgendwie durchs Leben – der eine so neurotisch, dass er nicht einmal das gemeinsam bewohnte Haus verlässt, der andere zwar etwas mehr im Leben angekommen, aber durch Mobbing seiner Kollegen und andere fiese Ungemütlichkeiten auch nicht viel positiver gestimmt. An einem x-beliebigen Tag überschlagen sich die Ereignisse: der eine wird der sexuellen Belästigung eines Kindes, der andere der Veruntreuung von Firmengeldern beschuldigt und direkt entlassen. Zu allem Überfluss will die Stadt die letzte Rückzugsmöglichkeit der zwei Chaoten, ihr niedlich schiefes Hexenhäuschen, eingesperrt zwischen zwei lauten Highways, dem Erdboden gleich machen. Zusammengefasst: Das persönliche Armageddon naht, es ist keine Lösung in Sicht, kein Ausweg erscheint möglich. Film: Nothing (2003) weiterlesen