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Serie: The Shannara Chronicles – Season #1 (2016)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by MTV, Amazon Video & Concorde Home


Fakten
Jahr: 2016
Genre: Fantasy, Young-Adult
Showrunner: Alfred Gough, Miles Millar
Network: MTV
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Poppy DraytonAustin Butler, Ivana Baquero, Manu BennettAaron JakubenkoEmilia BurnsMarcus VancoJed BrophyDaniel MacPhersonJohn Rhys-DaviesJames Remar
Musik: Felix Erskine


Review
Es trug sich zu, dass in mir spontan und unüberhörbar ein recht seltener Drang laut wurde – die neugierige Lust in eine ausufernde Fantasy-Welt abzutauchen. Eigentlich kaum (bis gar nicht) mein Genre, war wohl eine Verbindung aus kurz zuvor durch das Schauen von HERR DER RINGE: DIE ZWEI TÜRME getriggerter Begeisterung – ein Werk, dass ich in Verbindung mit Vorgänger und Nachfolger für den besten Fantasyfilm und zudem eins der besten Epen überhaupt halte – und der fehlenden Zeit, um die Extended Edition von RÜCKKEHR DES KÖNIGS direkt hinterher zu schieben, Auslöser dafür, die erste Episode einer mir in sämtlichen Aspekten völlig unbekannten Serie zu wählen. Die Hoffnung dabei: Eine lange Laufzeit bietet Raum für die Formung einer facettenreichen Welt voller Abenteuer, Mysterien und kurioser Figuren. Nun ja…

Ich kann mit wachsendem Abstand nicht mehr zuverlässig rekonstruieren, ob THE SHANNARA CHRONICLES tatsächlich in vielversprechenderem Ton startete, als die folgenden 9 Episoden, speziell die zweite Hälfte der Staffel, ihn würden halten können, oder ob die während der ersten ein bis zwei Episoden aufkommende Hoffnung, dass diese Serie tatsächlich was werden könnte, lediglich meiner temporären Fantasy-Affinität geschuldet war – Fakt ist aber leider, dass spätestens ab Episode #7 nur noch eine Kombination aus der (sehr) kurzen Folgenlänge und der (unerfüllt gebliebenen) Hoffnung auf ein episches Finale den Abbruch verhindert haben. 

Wahrscheinlich war es wohl ersteres, denn obwohl der Name Jonathan Liebesman (verantwortlich für BATTLE L.A., einen üblen Militär-Porno und der ultimative Tiefpunkt des Kinojahres 2011) direkt die Alarmglocken klingeln lassen sollte, ist die Prämisse des ganzen nicht verkehrt und bietet Raum zur Entfaltung: Die Erde ging in einem großem Krieg kaputt, von unserer Zivilisation sind nur noch Ruinen erhalten und Jahrtausende später ist die Landschaft von Elfen, Menschen, Trollen und co. bevölkert, die in einer Art dauerhaftem kalten Krieg nebeneinander her Leben.

Kann man was draus machen. Könnte man.
Mit guten, oder zumindest passablen Darstellern.
Und cleveren visuellen Ideen, die über generische verfallene Wolkenkratzer als Erinnerung an die Zivilisation hinaus gehen.
Und vor allem mit der Intention über die reine Oberfläche einer “Auserwählte muss die Welt retten”-Geschichte hinaus etwas zu erzählen – über den Menschen in seiner Gesamtheit, über Verantwortung, etc.

Doch von all diesen potentiellen Qualitäten ist leider wenig bis gar nichts zu finden. Erweckt Hauptdarstellerin Poppy Drayton in ihrer (mit Bedeutung bis Anschlag aufgeladenen) Rolle als Amberle zwar zunächst noch den Eindruck, mit einer nicht abzustreitenden niedlich-süßen Präsenz über den Schirm zu tänzeln, zeigt sich zunehmend, dass diese Wirkung vor allem daraus resultiert, dass weder sie, noch die meisten anderen Beteiligten sich im Klaren sind, was sie da eigentlich tun (sollen). Naiv-niedlicher Charme aus Orientierungslosigkeit generiert.

Die anderen zwei (später drei) Jungdarsteller liefern im Kontrast mal regungslos-hölzernes, mal betont übercooles Soap-Opera-“Schauspiel”, welches ob seiner Schmerzhaftigkeit in jeder Episode einer Hausfrauen-Telenovela vom Schlage STURM DER LIEBE besser aufgehoben wäre. Da flowt (und wirkt) nix. Ihr Mentor hingegen, Manu Bennett als Druide Allanor, dreht die Pathos-Schraube bereits in jedem Nebensatz auf ein derart groteskes Level hoch, dass seine Performance mehrfach vor Fremdscham im Boden versinken lässt. Aber klar, es geht ja schließlich auch um etwas! Und das will dem Publikum vermittelt werden! Dauerhaft, damit es auch ja ein jeder blickt!

Die Elfen waren nämlich vor zig Jahr(zehnt)en mit einer Armee von Dämonen im Krieg, diese werden, seitdem sie besiegt sind, durch die Kraft eines magischen Baums in einer anderen Dimension gefangen gehalten, doch seit Amberle jenen berührte und in einer blutigen Vision das Ende der Welt sah, beginnt es Blätter zu regnen – und pro Blatt erblickt ein gefangener Dämon erneut das Licht der Welt. Eine Dämonen-Armee befindet sich also im Aufbau und – natürlich – kann nur Amberle sie aufhalten. Wer auch sonst?

Damit uns beim Zuschauen die Tragweite dieser Bedrohung auch wirklich nicht eine Sekunde in den Hinterkopf rutscht, wählen die Macher in Bezug auf ihre inszenatorischen Mittel das exakte Gegenteil von subtil – ohne sinnvolle Basis dicker auftragen, als es diese Serie tut, wird schwierig. Wann immer möglich dudelt ein überdramatischer Score im Hintergrund, immerfort bemüht jegliche Situation, so banal sie auch sein mag, mit Brisanz und Schwere aufzuladen, obwohl meistens keine vorliegt. Das Resultat ist das ekelhafte Gefühl einen Trailer zu schauen, der immer nur bis zum nächsten Wow-Effekt voraus denkt. Denn nach ähnlichem Schema, in welchem jene nervigen Marketing-Tools versuchen, uns in kürzester Zeit maximale Information vorzusetzen, während sie, um unsere wertvolle Aufmerksamkeit bloß nicht zu verlieren, ständig auf den nächsten WTF-Epic-Bass-Schub hinarbeiten, endet auch in THE SHANNARA CHRONICLES jede Einstellung völlig ohne Sinn mit einem Bang-Boom-Whatever-Knall, der uns anspringt und brüllt: “Merkste’s? Hier geht es UM ALLES, also bitte den Kiefer runterklappen und denken: Boah, WTF, ich komm gar nicht klar!”

Vielleicht sind dies nur die notwendigen Mittel eines Kinos (bzw. Fernsehens), welches sich explizit an die Smartphone-Zombie-Generation widmet – das tut THE SHANNARA CHRONICLES als MTV-Produktion mit ihren supidupi-cute-voll-süß Chicks, Loverboy-Jüngling-Helden und desaströs unpassenden Kitschpop-Songs eindeutig – und irgendwie die betäubende Wand aus medialem Dauerinput in den Köpfen seiner Rezipienten durchschlagen muss? Dann wäre ich nur ein verbitterter Sack, der den Fehler macht, seine kleinen Tech-Devices beim Schauen von Filmen und Serien einfach beiseite zu legen. Vielleicht sind es aber auch – und das liegt vermutlich weit näher an der Wahrheit – geschickte Tarn-Mechanismen eines Blenderwerkes, welches uns suggerieren will, eine spannend-epische Weltrettung im Young-Adult-Gewand zu präsentieren, aber im Kern absolut gar nichts zu erzählen hat?

Prüfende Blicke auf Inhalt, Plot und etwaige Subtexte (haha) entlarven die Serie als besagten Blender. Ohne Plan, ohne Sinn und immer wieder durch den bloßen Zufall gerettet, stolpert unser Dreiergespann (sich ständig gegenseitig angiftend, aber dann doch verliebend) durch eine Welt in Scherben, die uns leider zu 90 Prozent der Zeit als simpler Wald und in den immer gleichen Totalen auf den Elfenpalast repetitiv und wenig spektakulär präsentiert wird. Die tiefen Vorurteile der Rassen gegeneinander, wie auch das beharren der Elfen auf reaktionäre Strukturen, sind dabei sicher gut gemeint, kratzen aber nicht mal an der Oberfläche dessen, was man in über 6h Laufzeit selbst ganz beiläufig über Ideologien, Konflikte, Rassismus, etc. erzählen könnte. Es bleibt durchweg flach wie ein unbeschriebenes Blatt Papier (dessen bunte Farbe es nicht gehaltvoller macht), oberflächlich in den Charakterzeichnungen und in den Motiven reine Behauptung.

Weder sind nämlich Amberle und ihre Rivalin, bzw. spätere Gefährtin Eretria die starken jungen Frauen, als die die sie verkauft werden – auf (meist männliche) Rettung sind sie immer wieder angewiesen, folgen fast durchweg nur den Anweisungen anderer (meist Männern) und verhalten sich, einem Leitmotiv gleich, immer wieder ziemlich dämlich, weil es im Kern leider doch wieder nur um Zickenkriege und kopfloses Verliebtsein in den heißen blonden Boy geht – noch löst THE SHANNARA CHRONICLES die Versprechen auf einen heftigen Showdown ein. Da sind anfangs Flug-Dämonen im Spiel, die selbst den mächtigen Druiden fast zerfetzen, riesige Kampfmaschinen mit Axt und Schwert, die allein ganze Dörfer niedermähen und schwer zu fassende Formwandler, die den Elfenstaat unterwandern. Die endgültige (immer wieder als todbringende Übermacht beschriebene) Armee besteht jedoch durchweg aus gesichtslosen Statisten-Schergen in Rüstung, die bereits ein Pfeil tötet. Ähm. Ja. Merkt ihr auch, oder? Etikettenschwindel im großen Stil!

Um langsam mal zum Schluss zu kommen, lässt sich wohl feststellen, dass bis auf eine leichte, jedoch schnell abebbende anfängliche Sogwirkung und die einigermaßen kompetente Audiovisuelle Umsetzung hier gar nichts passt. Einige nette Setpieces wie die ersten Actionszenen bei Angriffen von Dämonen oder der geheime Ort im Gebirge, wo der düsteren Magier seine Armee sammelt, verpuffen in einer Flut aus öden Bildern mit zu viel Colourgrading, die heuchlerische Illusion einer starken weiblichen Hauptfigur demontiert sich durch deren Selbstdefinition über das hörige Verliebtsein in einen so hübsch wie hohlen Mann vollständig und was an Schauspiel geboten wird, ist (von wenigen Elfen-Darstellern abgesehen) grauenhaft. Im Drama-Sektor haben einige Serien moderne Erzählungen revolutioniert, in der Fantasy bleibt HERR DER RINGE wohl weiterhin (mit dickem Abstand) das einzige, was ich mag, allerdings liegen im bloßen Genre die unübersehbaren Probleme dieser Serie nicht begründet – Teenie-Schrott bleibt Teenie-Schrott, egal ob die Ohren spitz oder rund sind.


Wertung
2-3 von 10 unfähigen Laienschauspielern


Veröffentlichung
THE SHANNARA CHRONICLES ist eine MTV-Prodution, wurde zeitgleich zur US-Ausstrahlung in Deutschland exklusiv auf Amazon Video veröffentlicht und ist im März 2016 bei Concorde Home als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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3 Gedanken zu „Serie: The Shannara Chronicles – Season #1 (2016)“

  1. Du triffst so ziemlich den Nagel auf den Kopf. Die Grundprämisse der Serie fand ich spannend. Die Umsetzung der reinste Horror. Aalglatte, wunderhübsche Menschen (die irgendwie nie dreckig werden, 3 Wetter Taft, die Frisur sitzt) tappen durch den Wald und die ganze Zeit über zusätzlich im Dunkeln. Da kommt zu keiner Zeit Spannung auf und die Charaktere waren mir sowas von egal, egal geht gar nicht.

  2. Ohje, das klingt ja gar nicht gut. Besonders der Teenie-Einschlag. Dabei hatte ich das Buch gar nicht so in Erinnerung. Du hast nicht zufällig “Legend of the Seeker” gesehen? Das war so meine Fantasy-Guilty-Pleasure-Serie. Und was Filme angeht: Kennst du “Willow”? Das ist nach HdR mein liebster Fantasy-Streifen. 80er Jahre Lucasfilm-Produktion. Yeah!

    1. Vielleicht war es im Buch ja auch anders, hier sind alle Darsteller gefühlte 18 (real eher Mitte 20) und es geht ständig nur um Crushes und Love-Interests.

      WILLOW kenne ich nicht, speichere mir den aber direkt auf der Watchlist

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