Kurz-Review Round-Up: Februar 2015 (Der Fall Bruckner, Hyde Park am Hudson, Hors de Prix, Vorsicht vor Leuten)

Ab und zu schreibe ich ja zu Filmen auch mal wesentlich kürzere Texte und veröffentliche sie nur über mein Profil auf moviepilot. Schnell in die Tasten gehauen und gut ist es. Diese kürzeren Kommentare, die nur einen schnellen Überblick zum Film geben sollen, sammle ich jetzt ein mal im Monat hier in einem Beitrag, weil sie mir nicht wirklich einen eigenen Post mit Kauflinks, Trailer, etc. wert sind. Im Februar sind es zwei überraschend gute deutsche TV-Filme, sowie zwei internationale Komödien geworden.



Trailer © by ARD


Der Fall Bruckner (Fernsehfilm ARD, Deutschland, 2014)

Nachdem ich letztens so richtig schön über deutsche TV-Produktionen gerantet habe, kann ich nun sagen: In seltenen Fällen sind deutsche TV-Filme scheinbar auch mal kein Murks.

In DER FALL BRUCKNER begleiten wir die großartige Corinna Harfouch bei ihrer zermürbenden Arbeit als Sozialarbeiterin auf dem Jugendamt. Täglich ist sie (bzw. ist allgemein dieser Berufsstand) mit Brutalität, Ungerechtigkeit und (das ist vielleicht das Zermürbendste daran) mit der eigenen Handlungsunfähigkeit konfrontiert.

Da in meinem persönlichen Umfeld Menschen eben diesen Beruf ausüben und ich schon die haarsträubendsten, im unangenehmsten Sinne des Wortes unbegreiflichsten Dinge gehört habe, hatte ich doch (beinah) über die gesamte Laufzeit dieses (auch audiovisuell ansprechenden) Films das Gefühl eine relativ authentische Darstellung der Problematik zu sehen.

So lange nichts passiert ist, kann nicht gehandelt werden, auch das Jugendamt ist heutzutage zu Teilen Wirtschaftsunternehmen, dessen Angestellte primär schlechte Presse zu vermeiden haben und daher auch mal die eine oder andere Gewissensentscheidung hinten anstellen müssen und die Konflikte sind vorprogrammiert. Neben harscher Kritik an den systemisch gewachsenen Problemen solcher Institutionen geht DER FALL BRUCKNER auch auf ein weiteres, gern totgeschwiegenes Problem ein: Häusliche Gewalt haben eben NICHT nur die bildungsfernen Schichten für sich gepachtet. Ganz im Gegenteil. Doch wenn Bildungsbürger prügeln, psychisch quälen und unterdrücken, dann guckt der Nachbar lieber weg. Das geht uns nichts an, wir wissen ja schließlich auch nicht, wie man die Welt retten kann.

Zwar verhaspelt sich das Skript ab und zu ein wenig in den privaten Problemen und Traumata der Frau Bruckner und bringt nach erfolgter Klärung des “Falls” das Schiff recht wacklig in den Hafen, aber immerhin zerschellt es nicht und so ist dies ein Exemplar der ganz seltenen Gattung: Öffentlich-rechtlicher Fernsehfilm, den ich uneingeschränkt empfehlen würde.

Wertung: 7 von 10 verdächtigen Architektinnen



Trailer © by Tobis Home Entertainment


Hyde Park am Hudson (Kinofilm, UK, 2012)

Manchmal gucke ich Filme nur wegen Bill Murray.
Manchmal reicht Bill Murray, um einen durchschnittlichen Film massiv aufzuwerten.
Manchmal nicht.
Letzteres trifft auf HYDE PARK AM HUDSON zu.

Zwar liefert der gute Bill in seiner Verkörperung des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt äußerst stark ab (und vor allem ganz anders als der Rahmen seines aktuell gängigen Spiels momentan definiert ist), aber alles andere an diesem Film ist leider höchst uninteressant.

Unterm Strich sollen uns zwei Dinge erzählt werden:
1) Roosevelt war ein ziemlicher Dandy, der sich mit so ziemlich allen ihn umgebenden Frauen vergnügt hat und 2) England und die USA haben sich im zweiten Weltkrieg versöhnt, weil zwischen den zwei Staatsoberhäuptern die Chemie stimmte.

Weder inszenatorisch, noch auf Seiten des Drehbuches reißt der Film mit. Er plätschert viel mehr vor sich hin, flach und frei von packender Emotion in allen Belangen. Befremdlich wirkt zudem, wie HYDE PARK sich nicht für eine stimmige Erzählperspektive entscheidet. Zunächst erleben wir die Geschehnisse aus der Sicht einer entfernten Cousine, mit der Roosevelt angeblich auch eine kleine Liebelei anzettelte, später sind wir jedoch allwissend und wohnen Roosevelt mit dem King George VI beim Drink im Büro bei. Das Gespräch der zwei bei Nacht und Scotch ist vielleicht der einzige Moment im Film, der so etwas wie Film-Magie aufkommen lässt, alles andere aber kommt trotz netter sonniger Bilder und gekonnter Ausstattung höchst fad daher.

Wertung: 4 von 10 bezirzten Hausdamen



Trailer © by Tiberius Film


Liebe um jeden Preis – Hors de Prix (Kinofilm, Frankreich, 2006)

Der gelangweilte Angestellte eines Hotels, seines Zeichens Depp vom Dienst, verliebt sich in eine Männer-mordende Vamp, deren unstillbarer Hunger nach Chanel und Handtaschen sein Budget massiv übersteigt. Aber, hach, sie ist doch einfach so toll. Problem: Ist sie nicht. Absolut nicht. Eigentlich möchte man sie nur von der ersten Begegnung an mit einem Tritt in den Hintern aus der erschlichenen Luxus-Suite hinaus befördern, da hilft auch das aufreizende Kleid nicht.

Nun läge es an LIEBE UM JEDEN PREIS uns nachfühlen zu lassen, warum diese Frau trotzdem “liebens”wert ist. So liebenswert, dass unser Depp vom Dienst mit Schlafzimmerblick sein ganzes nicht-Vermögen für sie auf den Kopf haut und ihr wie ein treues Schoßhündchen hinterher dackelt. Doch das versäumt der Film, da regt sich nichts. Insofern leistet er schon etwas, denn man muss klar sagen: Audrey Tautou NICHT bezaubernd in Szene zu setzen, schaffen die wenigsten!

Im Resultat ist dieses Machwerk wohl eins der drögesten, un-romantischsten Exemplare, deren plumpe Versuche, mir audiovisuell den Hauch von Emotion vorzugaukeln, ich bis jetzt ertragen habe. Da funkt nix! Nicht zwischen dem Depp vom Dienst und der nervigen Blutsaugerin, nicht zwischen dem Zuschauer und den Figuren, nirgendwo. Spröde, trocken und völlig frei von Charme erzählt, fehlt es LIEBE UM JEDEN PREIS vor allem an der titelgebenden Liebe, dicht gefolgt jedoch von einem brauchbaren Erzählfluss – mit viel Wohlwollen, wo auch immer man es her nimmt, lässt sich die Inszenierung als holprig-unbeholfen einordnen, böse Zungen behaupten sogar, hier wäre ein fieser Stümper am Werk gewesen.

Kino für die Mülltonne!

Wertung: 2 von 10 geldgierigen Maneatern


Vorsicht vor Leuten (Fernsehfilm ARD, Deutschland, 2015)

Es scheint sich für mich eine Regel in der deutschen TV-Landschaft abzuzeichnen: Sobald der Name Arne Feldhusen involviert ist, passt das Ergebnis! Das meiste was ich an Serien als großartig einstufen würde (TATORTREINIGER, STROMBERG, MORD MIT AUSSICHT) ist zumindest unter seiner Beteiligung entstanden und das muss doch etwas heißen. Wenn dann noch Michael Maertens (den ich seit FINSTERWORLD vergöttere) den Schirm betritt, verfalle ich in Verzückung.

Der Fernsehfilm VORSICHT VOR LEUTEN widmet sich pointiert und von skurrilem Humor durchzogen den Verlockungen des schnellen Geldes. Maertens als geleckter, windiger Abzocker, der mit getürkten Großprojekten reichlich Investoren die Taschen leert, trifft auf Charly Hübner, den lahm-grauen, übergewichtigen Beamten aus der Stadtverwaltung, der sich mit Notlügen durchs Leben schummelt und in Konsequenz gerade seine Frau verloren hat. Hübner ist fasziniert von dieser aalglatten Person (und dessen heißer, wesentlich jüngeren Frau) und durch einen Zufall heißt es schnell: mit gefangen, mit gehangen im schmierigen Betrüger-Business.

Ganz wundervoll spielt der Film mit den Eigenarten der Menschen verschiedenen Schlages und trifft trotz Ausschlachtung diverser Klischees im Kern viele Wahrheiten. Die Art, wie Maertens seiner Figur eine durchtriebenes Ich mit polierter Oberfläche verleiht ist meisterhaft, doch auch Hübner als geblendeter Tölpel, sowie Lina Beckmann und Natalia Belitski als weibliche Gegenparts treffen exakt den Ton ihrer Rolle. Alles in allem eine außerordentlich gelungene Satire – schön dass das deutsche Fernsehen auch so etwas zu Stande bekommt!

Wertung: 7 von 10 wundervollen Schnauzbärten


Da ist ja richtig was zusammen gekommen!

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