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Film: Und Täglich Grüßt Das Murmeltier – Groundhog Day (1993)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 1993
Genre: Tragik-Komödie, Fantasy
Regie: Harold Ramis
Drehbuch: Harold Ramis, Danny Rubin
Besetzung: Bill Murray, Andie MacDowell, Chris Elliott, Stephen Tobolowsky, Brian Doyle-Murray, Marita Geraghty, Angela Paton, Rick Ducommun, Rick Overton, Michael Shannon
Kamera: John Bailey
Musik: George Fenton
Schnitt: Pembroke J. Herring


Review
Ich habe diesen Film oft gesehen. Wirklich oft. Über die letzten zwanzig Jahre verteilt, in regelmäßigen Abständen immer wieder. Als Kind im Kino, wann immer er im TV lief, vorsätzlich mit Freunden auf DVD. Und immer mochte ich ihn sehr, immer hat der Film mich wahnsinnig gut unterhalten, amüsiert, zum Schmunzeln und Lachen gebracht. Aber dieses Mal war es noch anders. Da war mehr. Mehr Humor, mehr Tragik, mehr Begeisterung, aber vor allem eins: Mehr Gefühl. Zusätzlich, zu allem genannten, hat sich mir GROUNDHOG DAY dieses Mal von einer ungeahnt tragischen Seite offenbart und wirklich berührt – bis tief unter der Oberfläche.

Vielleicht weil mir das erste Mal aufgefallen ist, dass es sich nicht nur um eine romantische Tragikomödie mit einer irren Prämisse handelt, sondern dass zwischen den Zeilen, im Subtext, unglaublich viel Wahres und Echtes über die Irrungen und Wirrungen des Lebens steckt. So fluffig verpackt, dass es mir in unzähligen Durchläufen entging – als mir dies bewusst wurde, bin ich fast vom Glauben abgefallen – wie konnte das denn sein? Wie sagt man – kommt Zeit, kommt Rat. Ohne aufgesetzt weise klingen zu wollen: Vielleicht muss man auch erst manche Dinge im Leben erlebt, Höhen und Tiefen gesehen und emotionale Achterbahnfahrten durchgemacht haben (zumindest in Ansätzen), um Blick und Gespür für feinfühlige Tragik zu entwickeln?

Diese zeichnet Phil’s Zustand nämlich aus – Phil, der eines Tages, plötzlich und unerklärlicherweise, in einem einzigen Tag gefangen ist. Einem Tag den er hasst. Was immer er auch versucht, um zu fliehen, sich aus dieser Situation hinaus zu manövrieren, es funktioniert nicht. Aber warum? Und dieses “warum” unterscheidet GROUNDHOG DAY von einer reinen Komödie: Weil Phil von morgens bis abends versucht der Lage über Schein Herr zu werden – eine Rolle zu spielen, die den Weg aus einem ausweglosen Gefängnis bilden soll. Aber diese Flucht kann nicht über falsche Scharade funktionieren, weil diese nicht real ist – wer echte Veränderung will, muss in sich selbst beginnen.

Was für ein tolles Symbol, welch eine großartige Analogie auf das Leben dies doch ist: Durch die Beschaffenheit des eigenen Weges und der Summe an Teilen, die man das eigene Leben nennt, an einem Punkt angekommen, an dem man sich in selbigem nur noch gefangen fühlt. Mit Umständen und Lebenssituation völlig unzufrieden, Perspektiven nicht existent. Und wie das Leben so spielt, ist man selbst ist derjenige – der Einzige – der sich aufrappeln muss, um die Veränderungen einzuleiten, die so dringend benötigt werden. Kann das als Sklave seiner selbst gelingen? Phil’s Flucht scheint schier unmöglich. Die pure Ausweglosigkeit.

Doch er versucht alles – verstellt sich, suhlt sich eine (lange) Weile in Selbstmitleid und gar verstärkter Hybris, geht darin fröhlich auf (was einen starken Charakter von sarkastischem Galgenhumor hat). Doch dann folgt Resignation, er versucht sich umzubringen. Ein Mal, zwei Mal, endlose Male und auch das ist keine Lösung. KANN keine Lösung sein, weil das Leben lebenswert ist und Phil das erkennen muss, um das alte Ich, den endlosen Loop, hinter sich zu lassen.

Phil zu zwei Männern an der Bar: “What would you do, if you were stuck in a place, and every day was the same to you, and nothing you did mattered?” Mann eins kippt den Kopf in den Nacken und haut seinen Whiskey weg. Mann zwei: “Well THAT sums it up for me!”

Was würde man tun? Was würdest du tun?
Den Kopf in den Sand stecken und resignieren?
Die Probleme ebenfalls mit Alkohol wegspülen?
Oder versuchen dich aufzurappeln, neu anzufangen, durchzustarten?

Auch wenn GROUNDHOG DAY überwiegend locker und spaßig erzählt ist, weiter entfernt von einem banalen Werk könnte er gar nicht sein. Der Film ist eins der wenigen Exemplare einer äußerst raren Gattung, die uns zeigt, dass man ernste, tief menschliche Themen trotzdem unterhaltsam und fluffig aufarbeiten, trotz Leichtigkeit sehr berühren und auch absurde Ideen selbstverständlich einbinden kann, wenn das Drumherum so gut gemacht ist, dass niemand auf die Idee kommt nach zu fragen. und das will man hier nicht. Warum immer derselbe Tag? Die Antwort liegt, recht offensichtlich, in Millionen Leben dieser Welt verborgen: Warum täglich dasselbe, ohne etwas zu ändern? Jeder der sich wie Phil fühlt, muss es wie Phil angehen – die Antwort bei sich selbst suchen. Wenn doch Filme öfter so wären, hätten wir einige Probleme weniger.

Phil sagt am Ende: “Something is different. Anything different is good!”. Besser hätte man den Kern der Botschaft nicht zusammenfassen können. Was für ein toller Film!


Wertung
10 von 10 morgendlichen Radio-Ansagen


Veröffentlichung
UND TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER ist bei Sony Pictures Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial der BluRay befinden sich: Audiokommentar mit Regisseur Harold Ramis, Interview mit Harold Ramis, Das Gewicht der Zeit, Einblicke in das Leben eines Murmeltiers, Nadelnase Neds – Bing! Track (PiP), Entfallene Szenen, Trailer. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

4 Gedanken zu „Film: Und Täglich Grüßt Das Murmeltier – Groundhog Day (1993)“

  1. Test; ccchhr.
    Den kann ich nun wirklich nicht unkommentiert lassen:)

    Ein äußerst treffendes Review, ich gehe hier voll und ganz d’accord, Jaques!
    Was für ein toller & wunderschöner Film.. und ganz genau, welcher nicht nur amüsiert, sondern in der Tat wirklich, wirklich tiefgründig ist.

    Zeitweise, beim regelmäßigen “Wiederschauen”, muss ich bei gewissen Szenen auf einmal ganz bedröppelt grübeln, wo ich doch die 30tausend Male vorher noch immer herzlich lachte.

    Ich möchte mich auch nochmal bei Harold bedanken.

    Viele Grüße makadem

    1. Merci und Bonjour!

      Ist immer wieder großartig, eigentlich wird es für mich auch langsam wieder Zeit, hab den jetzt auch schon wieder über ein halbes Jahr nicht gesehen. Das geht doch nicht

      Cool, dass du hier im Blog mal vorbei geschaut hast!

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