Film: Paulette (2013)


Trailer © by good!movies


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Komödie, Sozialkritik
Regie: Jérôme Enrico
Drehbuch: Jérôme Enrico, Bianca Olsen, Laurie Aubanel, Cyril Rambour
Besetzung: Bernadette Lafont, Carmen Maura, Dominique LavanantFrançoise BertinAndré PenvernKamel Laadaili
Kamera: Bruno Privat
Musik: Michel Ochowiak
Schnitt: Antoine Vareille


Review
Eine fluffige kleine Komödie aus französischen Landen – leicht verdaulich aber mit viel Herz.

Die verbitterte, zynische, rassistische und überhaupt am besten präzise mit dem Wort “Stinkstiefel” beschreibbare Paulette lebt verwitwet in einem Pariser Banlieue und kommt nur schwer über die Runden. Kein Geld da, die ehemalige Konditorei von Asiaten übernommen, der Mann seit 10 Jahren tot und sie trauert ihm immer noch nach – auch der charmante, ebenfalls verwitwete Nachbar von Nebenan vermag daran nichts zu ändern. Als dann die Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen und mit Elan zu pfänden beginnen, wird es richtig unschön.

Doch wie der Zufall so will, fällt ihr ein üppiges Päckchen Hasch in die Hände – eine Ironie des Schicksals: die von ihr so verhassten marokkanischen Kids aus ihrer Hood verhelfen ihr zur entscheidenden Idee, die für sie einen Wendepunkt im Leben markieren wird. Die Alte mit dem Kopftuch und dem Lauch in der Einkaufstüte fängt das ticken an. Mit Erfolg, denn auch wenn die Polizei (unter der Leitung von Paulettes Schwiegersohn) im Viertel verstärkt auf Streife geht, wer würde die Packs denn in den Manteltaschen der Omi vermuten?

Auf den ersten Blick wirkt das beinahe wie ein simpler GRASGEFLÜSTER-Abklatsch, auf den zweiten steckt auch noch eine nicht übersehbare Prise GRAN TORINO mit drin, aber das ist egal, denn PAULETTE funktioniert für sich ganz wunderbar, weil der Film einen eigenständigen Ton (besonders auf Seite des derben Humors) findet um seine überdrehte Geschichte zu erzählen.

Schenkt man dem Text der DVD-Hülle Glauben, so war Paulette in heimischen Landen ein unglaublicher Kino-Erfolg – ist demnach also das direkte Pendant zu unseren deutschen “Erfolgskomödien” (welche das traurigerweise sind, ist jedem klar). Sollte das so hinkommen, wünsche ich mir eine “Französisierung” des hiesigen Mainstream-Kinos! Denn PAULETTE zieht den Humor nicht bloß aus plumpen Albernheiten wie in Penisse beißende Wiesel und scheut nicht seine Protagonistin in Tabu-Themen wie Rassismus und Misanthropie volle Breitseite und zynisch bis zum Anschlag austeilen zu lassen. Paulette gibt Vollgas, was in der Konsequenz dazu führt, dass man mindestens zwei Drittel des Films nicht ein Fünkchen Sympathie für sie aufbringen kann. Auch das wäre hier undenkbar.

Zwar handelt der Film diverse schwierige Themen recht oberflächlich ab (um nicht zu sagen verherrlicht sie) – real gilt: die armen Menschen und Drogen dealende Jugend in verarmten Banlieues ist kein Spaß, ein Leben mit Demenz ist für die betroffenen und umliegenden Menschen extrem schwierig und auch Rassismus sollte man natürlich nicht auf die leichte Schulter nehmen – aber Regisseur und (mit-)Author Jêrome Enrico lässt keine Sekunde Zweifel daran hier eine zu Gunsten des Humors entschärfte Version der Realität zu zeigen, die genau so sein muss um im Endeffekt genau die richtigen Aussagen zu treffen.

PAULETTE ruft dazu auf sich um zu sehen und schätzen zu lernen was man hat, sich nicht aufzugeben, sondern aus dem Schlamassel heraus zu kämpfen und vor allem niemanden aufgrund dessen was er ist zu verurteilen (da ist er der Walt Kowalski), sondern immer erst hinter die Fassade zu gucken. Und dieser Aufruf kommt an – mal überdreht, mal rabenschwarz, voller seltsamer Figuren, die man irgendwann aber doch ins Herz schließt und vor allem sehr, sehr witzig!


Wertung
7 von 10 zufällig gekauften Hasch-Brownies


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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