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Film: Das Ewige Leben (2015)


Titelbild & Trailer © by 20th Century Fox


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Krimi, Schwarze Komödie, Groteske
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch:  Josef Hader, Wolfgang MurnbergerWolf Haas
Besetzung: Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von WaldstättenChristopher Schärf, Roland DüringerMargarete TieselJohannes SilberschneiderHary PrinzSasa Barbul
Kamera: Peter von Haller
Musik: Sofa Surfers
Schnitt: Evi Romen


Review
Es war Wochenende und ich hatte Lust auf Kino. Fix das Programm gecheckt, das vielversprechendste ausgesucht und mich auf den Weg in das Lichtspielhaus meiner Wahl gemacht. Ohne jegliches Vorwissen zu den zugrunde liegenden Romanen und ohne je vom Komissar Brenner gehört zu haben, sind lediglich die Schlagworte “trockene“ und “skurrile Ösi-Komödie“ ausschlaggebend für die Wahl gewesen – die Verfasser dieser Beschreibung irrten nicht.

Der Plot ist so kurz und knapp wie möglich immer noch hinreichend beschrieben: besagter Kommissar Brenner kommt völlig abgehalftert, gebrochen und pleite in seiner Heimatstadt an, trifft den einen oder anderen alten Freund wieder, doch nach und nach legt sich eine Schlinge aus Verstrickungen der Vergangenheit um seinen Hals, die ihn fast über den Jordan wandern lässt. Das wars. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass der Plot in einem Krimi noch nie so nebensächlich war – DAS EWIGE LEBEN zehrt von anderen Qualitäten.

Regisseur Wolfgang Murnberger flutet die Bilder mit einer unglaublich intensiven Melancholie – Verfall, graue Tristesse, ein zielloses Treiben durch das Leben. Sowohl innerlich wir äußerlich geht es Brenner alles andere als gut, er hat den Job verloren, wohnt wieder im (architektonisch gesehen, sicher einsturzgefährdeten) Elternhaus und hat für seine Umwelt kaum mehr als in Wiener Schmäh vorgetragenen, beißenden Sarkasmus übrig. Bei den wenigen Treffen mit alten Freunden weht ihm zudem latente Ablehnung entgegen: “Hättst es do alles so g’lassn wie’s woar“. Und dann noch diese Anfall-artigen Kopfschmerzen – es steht nicht gut um Brenner, erst recht nicht, als er nach einer der heftigen Migräne-Attacken mit einer Kugel im Kopf im Krankenhaus aufwacht.

Die Bilder, der dauerhaft präsente trockene Humor und die Ereignisse die sich während Brenners verzweifelter Rekonstruktion des Tat-Abends (welche sich immer mehr als weitreichender Trip in Erinnerungen gestaltet) abspielen, sind mit bereits genannten Adjektiven wohl am passendsten beschrieben: Absurd. Skurril. Ab und an sogar grotesk. In Summe ist DAS EWIGE LEBEN trotz völliger Abstinenz von Schenkelklopfer-Humor zum Brüllen komisch. In Inhalt (gebrochener Ermittler, Verschwörung, Femme-Fatale) und Motiven (kontrastreiche Bilder, dunkle Räume) geht Murnberger zudem immer wieder auf Tuchfühlung mit dem Film Noir, ganz in dessen Tradition gestaltet sich der Film unterm Strich auch relativ spannend. Die Mischung machts und die hat der Filmemacher auf eine sehr eigene Art raus.

Getragen wird das ganze von zwei Säulen: zum einen der eindrucksvoll auf den Punkt gespielten Performance von Joseph Hader als besagter Brenner – die Gratwanderung zwischen hoffnungslos zynischem Arschloch voller Verachtung für die Welt und gebrochenen Mann, der aber eigentlich doch ein ziemlich netter Kerl ist, gelingt ihm mit Bravour. Zum anderen die starke Audiovisualität, mit der Murnberger und sein Kameramann Peter von Haller all dies einfangen. Im Wechsel zwischen sonnendurchfluteten, pure Nostalgie atmenden Rückblenden, die fragmentarisch ein entscheidendes Ereignis in Brenners Vergangenheit aufrollen und kühlen, düsteren Bildern aus dem Jetzt, entsteht ein eigener Stil, fernab vom Look eines Krimis von der Stange. Bewusste Kulissenwahl, ausdrucksstarke Motive und ein Hang zur Symbolik dominieren das Setting, formen ein stimmiges Gesamtbild.

Nur halb so schön wäre das ganze jedoch in Hochdeutsch! Vielleicht ist es nur mein verklärter Blick von außen, aber die Österreichische Sprache (hier bis an den Rand der Verständnis-Grenze zelebriert) hat etwas zurückgelehntes, tiefenentspanntes, was dem ein oder anderen hitzigen Dialog die Schärfe nimmt und daher fast karikaturesk einen weiteren Kontrast schafft. Die trockene Art der Figuren kommt so noch viel mehr zur Geltung.

Perfekt ist DAS EWIGE LEBEN sicher nicht, denn an der ein oder anderen Stelle hätte etwas gestrafft werden müssen und passagenweise driftet die Inszenierung doch mal etwas ins konventionelle ab – aber trotzdem: würden unsere Filmemacher solche “Krimis“ drehen (anstatt einmal in zwanzig Jahren ein Brett der Marke TATORT: IM SCHMERZ GEBOREN raus zu hauen), wäre in unserer Kino- und TV-Welt einiges besser!


Wertung
7 von 10 eingerahmten Mordopfern


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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