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Ein Paar Worte zu: Billy Lynn’s Long Halftime Walk (2016)


Billy Lynn’s Long Halftime Walk (IMDb) – Kriegsfilm/Drama, USA/China, 2016 – Regie: Ang Lee, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Sony Pictures Home Entertainment


Review
Ein Kriegsfilm, der sich komplett auf das Innerste (s)einer Figur(en) stürzt und im gleichen Zug noch absurde Propaganda-Mechanismen kriegsgeiler Nationen (hier USA) demontiert, müsste eigentlich genau mein Ding sein. Keine Gefahr der Verlockung von heroisierendem Schlachten-Bullshit auf den Leim zu gehen, Kritik an dem, was hart kritisiert werden muss und hinten raus die richtige Aussage – klingt gut.

So viel zur Theorie.

Denn auch wenn ich glaube, dass Ang Lee mit Billy Lynn’s über zwei Wochen ausgedehntem PR-Wirksamen Halbzeit-Spaziergang – was hier wohl nicht bloß die durch-inszenierte Halbzeit des Footballspiels, sondern seines persönlichen Erlebens des Krieges meint – zumindest zeitweise in besagte Richtung wollte, kommt emotional nicht wirklich viel bei mir an. Sein Trauma wird gestreift, die emotionale Zerstörtheit der verbliebenen Familie zuhause wird gestreift und auch die Zustände in einem Land, welches junge Männer nach wie vor über perfide Wege in den Krieg lotst, werden gestreift. Eine partielle Dekonstruktion des aufgebauschten Helden-Pathos gelingt dabei auch, BILLY LYNN schafft ein Gefühl dafür, wie verdreht und falsch es ist, dass ein Mensch für den “schlimmsten Tag seines Lebens“ auf Händen getragen und gefeiert wird, indem der Film immer wieder zwischen Absurdität und Beklemmung schwankende Szenen generiert, in denen sich Billy sichtlich unwohl fühlt.

Woran BILLY LYNN jedoch komplett scheitert, ist eine Positionierung zu dem untragbaren Zustand, dass ein Melden zum Dienst im Squad für viele Jugendliche und junge Erwachsene nach wie vor die schönere Alternative im Leben ist. Implizit ist natürlich auch dies derbe Kritik am grundlegenden System einer ganzen Nation, doch eben diese Kritik erscheint zu nüchtern, zu wenig angriffslustig, das Miteinander der Jungs in der Army fast wie eine Legitimation ihres Einsatzes. „Zuhause ist es kacke? Na dann haben die Jungs ja tatsächlich mit dem Krieg die beste Option gewählt…“.

Ich will nicht unterstellen, dass dies Absicht war, wahrscheinlich schaue ich auch einfach viel zu kritisch auf absolut alles, was mit dem dreckigen Schaffen kriegstreibender Nationen, speziell der USA, für die der Dauerzustand Krieg auch noch essentielle Triebkraft der eigenen Wirtschaft ist, zu tun hat, aber auf mich wirkte es nun mal so. Im Gesamtbild war mir BILLY LYNN wahrscheinlich einfach zu zahm, ZU subtil (speziell da ich in puncto Gesellschaftskritik, etc. ja eher Fan von Dampfhammer-Kandiaten vom Schlage SNOWPIERCER oder Terry Gilliam bin), um seine Aussagen effektiv an den Mann zu bringen.


Wertung
5 von 10 weinend zurück gelassenen Schwestern


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Ein Gedanke zu „Ein Paar Worte zu: Billy Lynn’s Long Halftime Walk (2016)“

  1. Gerade dein kritischen Punkt fand ich in dem Film genial. er beleuchtet das Thema von allen Seiten und lässt den Zuschauer entscheiden, wie er über die Sache denkt.

    Allerdings birgt es auch eine gewisse Gefahr. Um es mit BAP zu sagen :” 3 Jahre beim Bund war, weil Männern Kamaradschaft gefällt”

    Ich verstehe die Ansicht des Vorgesetzten von Billy, dass er nach dem Erlebten mit den Männern wieder zurück möchte, mit denen er gute Erfahrungen hatte..

    Lee kritisiert nicht unbedingt den Krieg, sondern dieses Schönreden des Krieges für das amerikansiche Volk und zeigt anhand von Billys Kriegserfahrungen, dass diese öffentliche Darstellung nicht mit der Realität zu tun hat.

    Vielleich ist es auch meine alte Kriegsdienstverweigererdenke, die diese Kritik sehen möchte, weil nichts für mich schlimmer ist, als Filme, die Werbung für eine Armee machen.

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